Eine hospizliche Brücke zwischen der Ukraine und Deutschland

Zivilgesellschaftliches Engagement zwischen dem Hospiz in Ivano-Frankivsk und dem Johannes-Hospiz in Münster, gefördert mit Mitteln des Auswärtigen Amtes

Grundsätzliches

Die Bundesregierung fördert mit Instrumenten der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik Projekte der zivilgesellschaftlichen Zusammenarbeit mit Ländern Osteuropas. In einem „vorpolitischen Raum“ und jenseits nationaler Grenzen kann so Verständigung, Entwicklung und gesellschaftlich-soziales Engagement im partnerschaftlichen und hierarchiefreien Miteinander Wirksamkeit entfalten. Vor dem Hintergrund der Geschichte, die Traumata und Träume kennt, wird damit auch „das friedvolle Miteinander der Völker in Europa“ gestärkt.

Innerhalb des Programmes „Ausbau der Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft in den Ländern der Östlichen Partnerschaft und Russland“ sind Maßnahmen förderfähig, die „dauerhafte zivilgesellschaftliche Strukturen der Zusammenarbeit“ entwickeln, eine hohe Zahl von Akteuren erreichen und übergeordnete Ziele verfolgen. Diese sind: „Pluralismus stärken“, „Wertediskurse fördern“, „Zukunftsperspektiven geben“, „Förderung von Dialog und Verständigung“ (Erläuterungen zum Programm des Auswärtigen Amts).

Projektjahr 2021

Projekttitel: „Capacity Building für Pflege und Hospiz“

Der durch das Johannes-Hospiz eingereichte Antrag wurde vom Auswärtigen Amt auch für das Jahr 2021 angenommen. Die beiden großen Projektziele wurden wie folgt formuliert:

  • Capacity building für Pflege und Hospiz im Regional Palliative Care Center (Hospiz) und im Oblast Ivano-Frankivsk ist erreicht.
  • Die Kooperation zwischen den beiden Hospizen auf den Ebenen Ehrenamt sowie Fundraising und Öffentlichkeitsarbeit, palliativer Pflege und Lehre ist gestärkt.

Das Regional Clinical Palliative Care Center (Hospiz) in Ivano-Frankivsk wurde 1997 gegründet und hat den Status einer regionalen medizinischen Einrichtung. Ihr Auftrag liegt in einer ganzheitlichen Betreuung sterbender Menschen und ihrer Familien. Zugleich ist es ein Ort praxisbezogenen Lernens für Studenten des Medical College und der Medical University. Für nähere Informationen: siehe palliacentre.com.ua (nur in ukrainischer Sprache).

Durchführungszeitraum des Projektes:

Juni 2021 bis Dezember 2021

Durchgeführte Aktivitäten:

  1. Online-Kurs für am Ehrenamt Interessierte im Hospiz in Ivano-Frankivsk, durchgeführt von der leitenden Koordinatorin und ihrer Stellvertreterin aus dem Johannes-Hospiz, begleitet vom zuständigen Seelsorger und Dr. Slugotska in Ivano-Frankivsk.
  2. Information, Austausch und Beratung zu den Bereichen Fundraising und Öffentlichkeitsarbeit für die beiden zuständigen Mitarbeitenden aus dem Hospiz in Ivano-Frankivsk.  Durchgeführt wurden die Expertengespräche mittels Videokonferenzsystem.
  3. Online-Kurs in Palliative Care für Pflegende aus der ländlichen Region des Oblast Ivano-Frankivsk mit einem Umfang von 36 Unterrichtsstunden. 
  4. Erstellung eines Kompendiums zu Methoden in der Lehre der Palliativpflege. Das Kompendium wird in ukrainischer Sprache erscheinen.

 

Das Projekt förderte wichtige Ebenen hospizlichen Tuns in Ivano-Frankivsk. Ziel des Einführungskurses Ehrenamt war es, einen ersten Einblick in die Möglichkeiten psychosozialer Unterstützung zu vermitteln und für diese Tätigkeit zu werben. Weiterhin wurde im Rahmen der Kooperation die Fundraising- und Öffentlichkeitsarbeit vorangebracht. Die Gruppe der Pflegenden erfuhr zudem wichtige fachliche Impulse. Das Kompendium zu den Lehrmethoden ist Orientierung und Referenz für Lehrende. Es dient dazu, die Qualifizierung in der Palliativpflege nachhaltig zu verbessern.

Projektjahr 2020

Projekttitel: „Capacity Building in Hospizlicher Arbeit“

Der durch das Johannes-Hospiz eingereichte Antrag wurde vom Auswärtigen Amt auch für das Jahr 2020 angenommen. Die beiden großen Projektziele wurden wie folgt formuliert:

  • Capacity building in der hospizlichen Arbeit im Regional Palliative Care Center (Hospiz) in Ivano-Frankivsk ist erreicht.
  • Die Kooperation zwischen den beiden Hospizen auf den Ebenen Ehrenamt, Fundraising, Öffentlichkeitsarbeit, Seelsorge und palliativer Pflege in Ivano-Frankivsk und Münster ist gestärkt.

Durchführungszeitraum des Projektes:

März 2020 bis Dezember 2020

 

Geplante Aktivitäten:

  1. Einwöchige Visitation von vier Personen aus der Ukraine: für Fundraising und Öffentlichkeitsarbeit Beauftragte vom Palliative Care Center (Hospiz) sowie für ehrenamtliche Arbeit und Seelsorge Zuständige vom Palliative Care Center und aus dem Oblast.
  2. Kurs für Ehrenamtliche in der Hospizarbeit in Ivano-Frankivsk, in der Kursleitung durchgeführt von zwei Koordinatorinnen aus dem Johannes-Hospiz, begleitet von den für den Kurs zuständigen Seelsorgern aus dem Palliative Care Center in Ivano-Frankivsk und aus dem Oblast.
  3. Erarbeitung eines Lehrbuchs der Palliativpflege in ukrainischer Sprache, gemeinsam mit drei leitenden Krankenschwestern und zwei Ärztinnen aus Ivano-Frankivsk.

Das Projekt möchte wichtige Ebenen hospizlichen Tuns in Ivano-Frankivsk durch geeignete Maßnahmen fördern, so beispielsweise das Ehrenamt sowie die Fundraising- und Öffentlichkeitsarbeit im Hospiz.

Die Gruppe der Pflegenden soll weiterhin eine Stärkung erfahren. Interdisziplinäres Arbeiten, ein wesentliches Element in der Palliative Care, ist nur dann sinnvoll, wenn jede Berufsgruppe sich in ihren spezifischen Kompetenzen in gleichberechtigter Weise einbringen kann. Das geplante Fachbuch schließt eine Leerstelle. Es kann als Referenzwerk im ganzen Land dienen und zugleich anzeigen, welches Wissen für eine in palliativer Pflege spezialisierte Fachkraft notwendig ist. Dies dient auch dazu, um an notwendigen Veränderungen für eine bessere Qualifizierung mitzuwirken.

Durchgeführte Aktivitäten:

Bedingt durch die COVID-19 Pandemie und die mir ihr einhergehenden erheblichen Einschränkungen im Reiseverkehr zwischen Deutschland und der Ukraine war es nicht möglich, die unter Punkt 1 und Punkt 2 genannten Aktivitäten zu realisieren. Die Erarbeitung und Publikation eines Lehrbuchs der Palliativpflege in ukrainischer Sprache (Punkt 3) wurde erfolgreich durchgeführt.

 

Projektjahr 2019

Projekttitel: „Capacity Building in Hospizlicher Pflege“

Der durch das Johannes-Hospiz eingereichte Antrag für das Jahr 2019 wurde vom Auswärtigen Amt angenommen. Die beiden großen Ziele wurden wie folgt formuliert:

  • Capacity building in der hospizlichen Pflege im Regional Palliative Care Center (Hospiz) in Ivano-Frankivsk ist erreicht.
  • Die Kooperation zwischen den beiden Hospizen in Ivano-Frankivsk und in Münster (Johannes-Hospiz) ist gestärkt. 

 

Durchführungszeitraum des Projektes:

April 2019 bis Dezember 2019.

 

Durchgeführte Aktivitäten:

  • Pflegevisitation einer Palliative Care Fachfrau aus dem Johannes-Hospiz im Hospiz in Ivano-Frankivsk.
  • 3-tägige Praktika von insgesamt vier Pflegenden aus dem Hospiz in Ivano-Frankivsk im stationären Johannes-Hospiz.
  • 5-tägiger, interdisziplinärer Kurs mit einem multiprofessionellen Dozententeam in Ivano-Frankivsk.
  • 1-tägiger, berufsspezifischer Kurs für Pflegende in Ivano-Frankivsk.
  • Runder Tisch mit Lehrenden in Palliative Care in Ivano-Frankivsk.

 

Das Projekt stellte Schritte einer vertieften Zusammenarbeit zwischen beiden Hospizen dar, beide in einer Stadt mit vergleichbarer Einwohnerzahl, beide in einer Stadt mit dem Anspruch auf eine gute Bildungsstruktur. Die Zusammenarbeit erhielt mit ihm auf der Ebene der fachlichen Qualifikation eine Struktur, die für weitere künftige Schritte in 2020 eine hervorragende Basis bildet. Pflege bildet das Rückgrat hospizlicher Versorgung, und die Pflegenden brauchen fachliche Stärkung - für die Menschen, die sie betreuen, und für sich und ihre beruflichen Möglichkeiten.


 

 

Dr. Iryna Slugotska

Dr. Iryna Slugotska, Leiterin des Regional Clinical Palliative Care Center in Ivano-Frankivsk, Ukraine